Was kostet die Welt? Nachhaltigen Wohlstand sicher finanzieren

Die Bad Nauheimer Grünen konnten zu diesem wichtigen Thema zwei kompetente grüne Expertinnen begrüßen: Kristina Jeromin, sie leitete bis Ende 2020 das Nachhaltigkeitsmanagement der Deutschen Börse und ist Geschäftsführerin des Green und Sustainable Finance Cluster Germany, sowie Michaela Colletti. Sie hat als sechssprachige Wirtschaftsdolmetscherin in Bank, Börse und Wirtschaft gearbeitet und leitet einen eigenen Sprachendienst. Als Vertreterin der kommunalen Ebene vervollständigte die ehemalige Erste Stadträtin und Kämmerin von Bad Nauheim, Brigitta Nell-Düvel, die Runde.

Wir alle wissen, dass die Weichen für ein nachhaltiges Finanzsystem jetzt gestellt werden müssen. Um die Pariser Klimaziele zu erreichen und damit eine Zukunft für unsere nachfolgenden Generationen sicherzustellen, dürfen wir als Gesellschaft keine Zeit mehr verlieren und müssen handeln. Diese Transformation zu einem nachhaltigen, klimagerechten und sozialen System betrifft uns alle.

Kristina Jeromin konnte auf Grund ihrer langjährigen Erfahrung die Rolle der Finanzwirtschaft anschaulich erläutern: “Die Neuausrichtung und Anpassung vieler Branchen wird teuer, der Investitionsbedarf ist enorm. Und hier genau liegt die Verantwortung und der Gestaltungsbereich der Finanzwirtschaft. Aufgabe der Politik ist es, klare regulatorische Spielregeln zu etablieren und dafür zu sorgen, dass unternehmerisches Investitionspotential voll ausgeschöpft werden kann. Es ist essentiell, die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft zu sichern“.

Michaela Colletti wollte den Begriff der Nachhaltigkeit auf weitere Bereiche ausgeweitet wissen. „Erst wenn wir die tatsächlichen Preise für ein Produkt ansetzen, wird sich zeigen, dass viele Produkte eine Mogelpackung auf Kosten der Umwelt und auch der herstellenden Menschen sind, wie z. B. ein T-Shirt für 40 Cent. Das aktuelle Lieferkettengesetz kann nur ein Anfang sein, zeigt aber in die richtige Richtung. Wir Grünen werden uns aktiv für eine Weiterentwicklung einsetzen. An dieser Stelle ist noch viel Aufklärung und Information nötig, sie muss im Kindergarten und in der Familie beginnen, damit die notwendige Transformation auch im Wertesystem ankommt, was als wünschenswert und gut wahrgenommen wird.“

Brigitta Nell-Düvel wies auf die Möglichkeiten von Banken hin, nach welchen Kriterien sie ihre Kredite vergeben. Zum Beispiel kann der Zinssatz bei Einhaltung von ökologischen und sozialen Standards erheblich günstiger sein. Bei der Leistungsausschreibung können öffentliche wie private Auftraggeber soziale und ökologische Vorgaben in der Leistungsbeschreibung vorsehen. Hier gibt es Steuerungsmöglichkeiten, die eine Gleichbehandlung von kleineren und größeren Unternehmen sicherstellen.

Kristina Jeromin und Michaela Colletti beantworteten umfangreich die Fragen der Zuhörer. Es war informativ, die Antworten von Praktikerinnen zu hören.

Die Bad Nauheimer Grünen bedanken sich bei beiden Referentinnen und wünschen ihnen viel Glück und Erfolg im weiteren Wahlkampf. Kristina Jeromin steht auf Platz 11 der Grünen Landesliste und Michaela kandidiert als Grüne Direktkandidatin für den Wetteraukreis.

Kontakt
Brigitta Nell-Düvel
Ortsverbandsvorsitzende Bündnis90/DIE GRÜNEN Bad Nauheim